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Emmet Cohen: »Future Stride«

2020, Mack Avenue

Wer Emmet Cohen in der Corona-Zeit durch seinen erfolgreichen allwöchentlichen Stream »Live from Emmet’s Place« kennengelernt hat, wird vom ersten Stück »Symphonic Raps« überrascht sein. Der Pianist ist hier nicht der lockere Improvisator, sondern spielt ein ausgefeiltes Trio-Arrangement gespickt mit höchsten piano-technischen Schwierigkeiten, spektakulär wie eine Zirkusnummer am Hochseil. Die folgende Eigenkomposition »Reflections at Dusk« hat einen meditativen Charakter. Cohen widmet »Toast to Lo« dem jung verstorbenen Schlagzeuger Lawrence Leathers und geht das Stück lockerer an mit guten Soli von Trompeter Marquis Hill und Saxofonistin Melissa Aldana. Der Titelsong »Future Stride« ist dann wieder ein Hochseilakt mit stupenden Stride-Einlagen Cohens, Russell Halls walking bass und Kyle Pooles rhythmischer Variabilität. Während der Standard »Second Time Around« eine Balladeninterpretation des Trios von bemerkenswerter Reife erfährt, spielt das Quintett Cohens »You Already Know« als heftigen Swinger. In Ellingtons »Pitter Panther Patter« verbeugen sich Cohen und Hall virtuos vor Ellington und seinem Bassisten Jimmy Blanton. Das Trio swingt in mittlerem Tempo den Standard »My Heart Stood Still« in einer Weise, die den Streaming-Auftritten am nächsten kommt. Insgesamt bietet das Album eine Demonstration der unterschiedlichen Seiten des hochtalentierten Pianisten und Komponisten Emmet Cohen, jedes Stück brilliant und unterhaltsam auf seine eigene Art. 

Text: Hans-Bernd Kittlaus