Witzel – Beirach – Scheuber– Oetz: »Live«
Obwohl Richie Beirach schon von 2000 bis 2014 als Professor für Jazz -Klavier in Leipzig tätig war und seitdem in der Pfalz lebt, war er lange Zeit nicht sehr präsent auf deutschen Bühnen. Das hat sich glücklicherweise geändert durch das Engagement seines Schlagzeugers und Managers Christian Scheuber. Ein besonders überzeugendes Konzert vom März 2019 in der Düsseldorfer Jazzschmiede ist auf diesem Doppel-Album festgehalten. Die acht Stücke bieten eine Reihe von Highlights. Altsaxofonist Reiner Witzel brilliert mit seiner Komposition »Northern Fields« mit schönem Ton und kreativer Improvisation, gibt aber auch Beirach Gelegenheit zu einem durchdachten Solo über Oetz’ wohlgesetzten Basstönen, das aus der Ballade einen Swinger macht. Scheubers schöne Komposition »So Far So Near« leitet Oetz mit einem sehr melodischen Bass-Solo ein. Die Standards »Softly As In A Morning Sunrise« und »You Don’t Know What Love Is« zelebrieren die vier jenseits aller Klischees. Seine Komposition »Leaving« gestaltet Beirach balladesk, Oetz bringt ein stimmungsvolles Bass-Solo ein. Beirachs »New Blues Burn« swingt dann wieder heftig mit Beirach in Hochform über dem federnden Rhythmus von Oetz und Scheuber, bevor Witzel abhebt zu einem mitreißenden Solo. Richie Beirach sag: »Ich bin jetzt 72. Ich will nur noch spielen.« Ja, bitte!
Text: Hans-Bernd Kittlaus