Neu, Kaputt: Juan Wauters

In der Beständigkeit liegt die Freiheit. Bis vor kurzem hätte Juan Wauters dieser Aussage vielleicht nicht zugestimmt. Als reisender Musiker und multinationaler Bürger war die Vergänglichkeit für ihn schon immer selbstverständlich gewesen. Die Umstände veranlassten ihn jedoch kürzlich, die Vorteile des Bleibens an einem Ort zu überdenken. Auf seinem bisher introspektivsten Werk, dem sechsten Soloalbum »Wandering Rebel«, zieht Wauters Bilanz darüber, wie er sich verändert hat, wie die Welt ihn sieht und was er sich vom Leben wünscht.
Von seinen Anfängen als Gründungsmitglied der Garagenband The Beets aus Queens bis hin zu seiner beeindruckenden Solokarriere hat Wauters den größten Teil des letzten Jahrzehnts auf der Straße verbracht. Wenn er nicht auf Tour war oder Aufnahmen machte, sammelte er Material, reiste durch Lateinamerika, um sein spanischsprachiges Werk La Onda de Juan Pablo für 2019 zu schreiben, und machte sich dann auf den Weg in den Norden, um mit Freunden wie Mac DeMarco, Homeshake, Nick Hakim und anderen für das ungestüme Real Life Situations von 2021 zusammenzuarbeiten. Abgesehen von Zwischenstopps in seiner Heimat Jackson Heights, Queens, ist Wauters bekanntermaßen schwer zu fassen.
In Wandering Rebel versucht Wauters, die Stabilität, die er mittlerweile genießt, mit der nomadischen Rastlosigkeit zu vereinbaren, die sein bisheriges Leben geprägt hat. Letztendlich ist es aber das Zusammenspiel dieser beiden Elemente, das das Album so interessant macht.Obwohl es von Introspektivität geprägt ist, wurde es in klassischer Wauters-Manier mit zahlreichen Mitstreitern auf Reisen nach New York, LA, Brasilien und Argentinien aufgenommen. Gleichzeitig verdankt es seinen Zusammenhalt einer Zeit der Reflexion, die nur in der Ruhe möglich ist. Wauters' Momente ehrlicher Selbstreflexion verleihen seiner Vorliebe für spielerische musikalische Experimente Tiefe, während sein ständig wachsendes Netzwerk von Kollaborateuren auf der ganzen Welt seinem Songwriting Nuancen und Flüssigkeit verleiht. Während des Schreibprozesses verbrachte Wauters einen Monat lang allein am einem abgelegenen Küstenort in Uruguay, bewaffnet nur mit einem iPad (das er mit einem Solarpanel auflud) und seinen Gedanken. Letztendlich schaffte es nur ein Song aus dieser Zeit auf »Wandering Rebel« (»Mensaje Codificado«), aber irgendwie fühlt sich das gesamte Album so an, als wäre es von diesem Standpunkt aus geschrieben worden: ein Künstler, zurück in seinem Heimatland, der auf die Welt schaut und über das Leben nachdenkt, das ihn dorthin geführt hat. Das Album ist in Juans charakteristischem, lateinamerikanisch geprägtem Indie-Folk verankert.