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Chris Potter: »Circuits«

2019, Edition Records

Der New Yorker Chris Potter zählt schon seit 25 Jahren zu den führenden Saxofonisten im Jazz. In dieser Zeit hat er mit einem Who is Who der Jazzszene gespielt und unter eigenem Namen ein weites stilistisches Spektrum von Straight Ahead bis Avantgarde und Elektronik abgedeckt. Nach mehreren Jahren bei ECM liegt hier seine erstes Album auf dem englischen Edition Records Label vor – und es erweist sich als Meisterwerk von unbändiger Kraft und musikalischer Kreativität. An seiner Seite steht Schlagzeug-Virtuose Eric Harland, der Potter den jungen Keyboarder James Francies empfahl, der wie Harland aus Houston kommt und erst im Herbst 2018 sein Debüt auf Blue Note vorlegte. Potter beginnt »Invocation« mit schönem Bassklarinetten-Sound fast wie einen englischen Choral. Francies lässt sein Keyboard wie eine Orgel klingen. Doch mit »Hold it« wird es dann funky und groovy mit eingängiger Melodie vom Tenorsaxofon, hartem Rhythmus von Harland und einer Unterlage aus tiefen Tönen und elektronischen Effekten von Francies. »Koutomé« beginnt Potter wieder an der Bassklarinette ganz melodiös, bevor afrikanische Elemente von Harland ins Spiel gebracht werden und Potter ausdrucksstark am Tenorsaxofon soliert. Der Titelsong »Circuits« bringt kraftvolles Tenorsaxofon, aber auch groovendes Powerplay von Harland, sehr vielfältige elektronische Sounds von Francies und rhythmischen E-Bass von Gast Linley Marthe. »Queens of Brooklyn« lässt den Zuhörer mit Potters schönem Sound am Sopran kurz zur Ruhe kommen. Dann geht mit Potters »Exclamation« und Francies’ »Pressed for Time« nochmal die Post ab. Harlands rhythmisches Feuerwerk inspiriert auch Potter und Francies zu äußerster Funkyness. Eindrucksvoll!

Text: Hans-Bernd Kittlaus