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Moderation: Prasanna Oommen

Eine Veranstaltung aus der Reihe Literatur zur Zeit in Kooperation mit Masala Movement

Julia Wadhawans Vater kommt aus Indien, nur Inder will er keiner sein. Zu Hause spricht er Deutsch, liebt Schnitzel und gibt seiner Tochter zu verstehen: Wir sind eine ganz normale, deutsche Familie. Doch das sehen nicht alle so. Zwischen den Zuschreibungen der anderen entwickelt Julia eine Abneigung gegen jede Form von Gruppenzugehörigkeit – bis sie als Journalistin nach Indien reist und das Land sie zwingt, sich zu positionieren. Entlang von Hautfarbe, Religion und Herkunft zeigt die Autorin globale Strukturen auf, die unsere Selbst- und Fremdwahrnehmung mehr bestimmen als Nationalitäten. »Sag mir nicht, wer ich bin« ist das persönliche und engagierte Plädoyer dafür, Vielfalt zuzulassen und dabei Haltung zu finden.

Die Moderatorin, Kommunikationsberaterin und Autorin Prasanna Oommen arbeitet mit ihrem Team an den Schnittstellen von Kultur, Kultureller Bildung, Diversität, Digitaler Transformation und Politischer Kommunikation – in NRW und bundesweit. Sie ist aktives Mitglied und ehemalige Vorständin bei den Neuen Deutschen Medienmacher*innen und war vier Jahrzehnte als Performing Artist und Tanzvermittlerin tätig.

Anschließend: Afterparty mit Masala Movement, DJs: Todh Teri & Manoj Kurian

Eine Veranstaltung aus der Reihe »Literatur zur Zeit«

»Helle Blitze, laute Donner. Komm her und fuck me. Und dann love me real good.«

Zukünftige*r Liebhaber*in bitte diesen Text aufmerksam lesen! Das ist die Anleitung zum Glück mit der Schriftstellerin. Denn alles was hier steht, ist autobiografisch. Ist wahr, ist echt, ist real. Oder?

Oooops. Jetzt wird’s geil:

Doppelter Boden. Changieren zwischen einer fiktiven Person (Cis-Frau, Autorin, Anfang dreißig, weiß, bisexuell, verheiratet, auf der Suche nach einem Liebhaber, einer Liebhaberin) und mir. Eine Verschmelzung, eine Auflösung, ein Spiel. Denn werden weibliche Schreibende nicht sowieso mit ihren Figuren verwechselt? Warum sich also die Mühe machen und eine Protagonistin erschaffen, die möglichst weit weg von der Verfasserin ist? Eben. Pure Zeit- und Energieverschwendung. Dabei sind Zeit und Energie neben Geld wichtige Einheiten in so einem Leben. Im Kapitalismus. Im Patriarchat.

No other group has had such a lasting impact on hip-hop as the Clan from NY. In 1993, the debut album “Enter the Wu-Tang (36 Chambers)” was released by Loud Records/ RCA Records. And already in the same year Eva Ries from Mannheim, who had just started in the music business, became their manager. In her work with the American rappers, confrontations, unreliability and quarrels (especially within the band) are the order of the day. Eva Ries remains true to herself and gradually wins the respect and trust of the Wu-Tang Clan with her honesty.

Since then, more than 20 years have passed and she still accompanies the clan on business, in addition to maintaining a family relationship with many of the members. In 2022, her book “Wu-Tang is forever: In the inner circle of the biggest band in the world” was published (Benevento). The reading will be accompanied by a symposium with the rapper Aphroe (Ruhrpott AG) and Eva Ries. Moderation: director and music journalist Julian Brimmers.

After the reading Aphroe (aka Krs10) will put some Wu-Tang-affine tunes on the turntables. So a pretty round thing! The reading will last 90 minutes and will be divided into two 45-minute sessions, with a 15-minute intermission.



Eine Veranstaltung aus der Reihe Literatur zur Zeit

Moderation: Simone Schlosser

Und plötzlich dachte ich: Es wäre einmal tatsächlich über ALLES zu schreiben, genau an diesem Ort, an dem für mich erstmal so wenig ist.

Das Dorf, das Flimmern des Internets, die Nachbarskatze, die kleinen Bewegungen, Donald Trump und die Schönheit, Miley Cyrus und Peter Handke, die spielenden Kinder, das Nachdenken über Theater und Literatur, der Himmel über dem Weinberg und das Überleben zwischen den alltäglichen Dingen, schreibend, Tag für Tag – die Heilige Schrift handelt von dem radikalen Versuch, das Leben möglichst vollständig und unmittelbar zu erfassen, mit allen literarischen Mitteln. In einem kleinen Dorf in Frankreich schreibt Wolfram Lotz ein Jahr lang mit, jeden Tag, von morgens bis nachts. Knapp 3000 Seiten. Kurz danach löscht er den entstandenen Riesentext wieder. Dennoch liegen nun über 900 Seiten vor, weil er im Frühjahr 2018, noch während der Arbeit, den Anfang des Textes per Mail an einen Freund geschickt hat.
»Heilige Schrift I« ist das poetische Dokument eines wahnwitzigen Projektes, das sich dem puren Exzess öffnet und dabei zeigt, was es wirklich bedeutet, über die Gegenwart zu schreiben.

Wolfram Lotz, geboren 1981 in Hamburg, wuchs im Schwarzwald auf. Er studierte Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft in Konstanz und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2011 gewann er mit DER GROSSE MARSCH u.a. den Kleistförderpreis und den Publikumspreis des Berliner Stückemarktes. In der Kritikerumfrage von Theater heute wurde er zum Nachwuchsdramatiker des Jahres gewählt. Nach dem Erfolg von EINIGE NACHRICHTEN AN DAS ALL erhielt er 2012 den Dramatikerpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft und 2013 den Kasseler Förderpreis für Komische Literatur. DIE LÄCHERLICHE FINSTERNIS wurde 2015 zum Berliner Theatertreffen und zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Im selben Jahr erhielt Wolfram Lotz den Nestroypreis für das Beste Stück und wurde in der Kritikerumfrage von Theater heute zum Dramatiker des Jahres gewählt.

Eine Veranstaltung von Literatur zur Zeit (Lesung und Talk auf Englisch)

Moderation: Wolfgang Frömberg

To be working-class in a middle-class world is to be a ghost. Excluded, marginalised, and subjected to violence, the working class is also deemed by those in power to not exist. We are left with a choice between assimilation into middle-class values and culture, leaving our working-class origins behind, or total annihilation.

In The Melancholia of Class, Cynthia Cruz analyses how this choice between assimilation or annihilation has played out in the lives of working-class musicians, artists, writers, and filmmakers — including Amy Winehouse, Ian Curtis, Jason Molina, Barbara Loden, and many more — and the resultant Freudian melancholia that ensues when the working-class subject leaves their origins to “become someone,” only to find that they lose themselves in the process.

Part memoir, part cultural theory, and part polemic, The Melancholia of Class shows us how we can resist assimilation, uplifting and carrying our working-class origins and communities with us, as we break the barriers of the middle-class world. There are so many of us, all of us waiting. If we came together, who knows what we could do.

In einer Welt der Middle Class zur Arbeiterklasse zu gehören, bedeutet ein Gespenst zu sein. Ausgegrenzt, marginalisiert und der Gewalt ausgesetzt, wird die Arbeiterklasse auch von den Machthabern als nicht existent betrachtet.
In The Melancholia of Class analysiert Cynthia Cruz das Leben von Musikern, Künstlern, Schriftstellern und Filmemacher:innen aus der Arbeiterklasse im Zwiespalt – darunter Amy Winehouse, Ian Curtis, Jason Molina, Barbara Loden und viele andere – und welche Freudsche Melancholie sich daraus ergibt, wenn das Subjekt aus der Arbeiterklasse seine Herkunft hinter sich lässt, um »jemand zu werden«, nur um festzustellen, dass es sich dabei selbst verliert.

Mit »The Melancholia of Class« – Teils Memoiren, teils Kulturtheorie und teils Polemik – zeigt Cyntha Cruz Wege, sich der Assimilierung zu widersetzen , indem man die Herkunft aus der Arbeiterklasse nicht verleugnet und die Barrieren der Welt der Mittelklasse durchbricht. »Wir sind so viele, wir warten alle. Wenn wir uns zusammentun, wer weiß, was wir erreichen können.«

Eine Veranstaltung aus der Reihe Literatur zur Zeit

Moderation: Simone Schlosser

Ein Millenial soll Mutter werden und will alles, nur nicht die eigene deutsche Familie reproduzieren. Ein gesellschafts- und sprachkritischer Roman erzählt drei Trimester – und die Zeit danach.

»Alle Befürchtungen waren wahr, und alles war gerecht gewesen.«

Ein Test im Büro bringt die Gewissheit: Teresa Borsig ist schwanger. Von der Idee einer Familie fühlt sie sich gleichzeitig angezogen und abgestoßen. Da sind die Erinnerungen an ihre Kindheit, an Distanz, Disziplin und Schläge. In der Abtreibungsklinik von den Schwestern zum Schlucken der Tablette gedrängt, geht Teresa in den Widerstand: Sie will doch Mutter werden. Nein, Mama will sie werden. Kann man geben, was einem selber fehlt?

Das Gesundheitssystem nimmt die Schwangere auf wie einst die Eltern. Effizient. Kalt. Man will doch nur ihr Bestes. Und ihr Baby in einem Wärmebett isolieren. Wie hoch ist die Überlebenswahrscheinlichkeit ihres Säuglings? Ärzte und Schwestern sprechen über ihren Kopf hinweg. Teresa schreit. Sie solle sich mal nicht so wichtig nehmen, sagt das Krankenhaus.

»MTTR« erzählt von den Auswirkungen deutscher Nachkriegserziehung, erzählt die Unfähigkeit der Babyboomer, Gefühle zu zeigen, und wenn dann nur durch Ersatzhandlungen: Kauf, Korrektur und Sorge. Jeder Dialog ist eine Boshaftigkeit. Fast bemerkt man sie nicht, denn aktengraue Gefühlstemperatur und grobe Unbeholfenheit sind Alltag in Deutschland. Werden Millennials, wie Teresa, sie reproduzieren?

 

MTTR: Mean Time To Recover bzw. auch Mean Time To Repair (abgekürzt jeweils MTTR) wird als die mittlere Reparaturzeit nach einem Ausfall eines Systems definiert. Diese gibt an, wie lange die Wiederherstellung des Systems im Mittel dauert. Sie ist somit ein wichtiger Parameter für die Systemverfügbarkeit. (Quelle: Wikipedia)



Moderation Linus Volkmann

Eine Veranstaltung aus der Reihe Literatur zur Zeit

 Jasper Nicolaisen (*1979) ist Autor und systemischer Therapeut. Er mag kulturellen Schund und Schmutz, Boxen und die komplizierten Probleme anderer Leute. Sein erster Roman Ein schönes Kleid erschien 2016 im Querverlag. Weitere Veröffentlichungen: »Erwachsen«, »Totes Zen« und »Tiere, Pflanzen, Sensationen«.Im Dezember kommt im Amrun Verlag der neue Roman »Winteraustreiben« heraus. Mit Mann und Kind lebt er in Berlin.

Im Rahmen von »Tiere, Pflanzen, Sensationen und …« wird Jasper Nicolaisen aus verschiedenen Titeln lesen und mit Linus Volkmann über die Frage sprechen würde, wie seine Texte zwischen Phantastik und dem »Realistischen«  wabern und welche Rolle das in einer größeren Perspektive auf dem Buchmarkt/in der  Popkultur spielt. Let’s talk about Verlage, Publikum, Literaturbetrieb.

Frauen hatten im Laufe der Geschichte kaum ein »Zimmer für sich allein«. Auch heute gelten viele Freund*innen, viele Projekte und die Kleinfamilie als Garanten für ein glückliches Leben. Woher kommen diese Vorstellungen und warum hat sich bis heute kaum etwas daran geändert? Anhand von kulturhistorischen Betrachtungen, Interviews und der Erkundung verschiedener Lebensentwürfe entlarvt Sarah Diehl die Denkmuster, die diesen Annahmen zugrunde liegen. Dabei blickt sie ebenso auf die Bedeutung des Alleinseins innerhalb der Familie oder Partnerschaft, in der kreativen und politischen Arbeit, wie in der Natur oder auf Reisen. Sie ermutigt, eigene Bilder über das Alleinsein zu hinterfragen und die Einsamkeit immer wieder bewusst zu suchen. Denn nur so entziehen wir uns der Bewertung durch andere und erkennen unsere wahren Bedürfnisse. Zentral ist für Sarah Diehl, dass Alleinsein nicht nur als elementarer Teil der Selbstfürsorge essentiell und absolut positiv ist, sondern dass es als wesentliche Triebfeder für Veränderung auch für das gesellschaftliche Miteinander Bedeutung hat. Insofern fordert sie auch die Gesellschaft auf, neue Antworten auf soziale Fragen rund um Familie und Fürsorge zu finden, aufgrund derer die Freiräume von Frauen immer noch immens eingeschränkt sind, damit die grundlegende Freiheitserfahrung allen selbstverständlicher zugänglich ist.

Sarah Diehl ist als Aktivistin und Autorin (»Die Uhr, die nicht tickt. Kinderlos glücklich«) eine der wichtigsten Stimmen zu weiblicher Selbstbestimmung im deutschsprachigen Raum. In ihrem neuen Debattenbuch »Die Freiheit, allein zu sein« zeigt sie, wie der gesellschaftliche Blick auf unterschiedliche Lebensformen, aber auch politische und strukturelle Zwänge insbesondere Frauen in ihren Freiheiten einschränken und das Alleinsein verhindern.



An event of “Literatur zur Zeit

Moderation: Wolfgang Frömberg

In 1995, eleven-year-old Cherubim takes his Boy Scout troop on a three-week canoe trip down a West German river. They all have resonant ride names like butt, mouse, and fly killer. Their leader, a few years older than them, they call chief. The further the river carries them, the more Cherubim feels connected to the others, the more he forgets his home. There, only his newly separated parents are waiting for him anyway, the mother overwhelmed, the father depressed. He develops an increasingly obsessive interest in the blind Benito, with whom he shares one of the boats.

In haunting language, Hendrik Otremba explores what drives us beyond our own limits. Adventure narrative and artist novel in one designs
Benito
in a dense alternation between two temporal and narrative levels, a kaleidoscope of anger and intellect, action and reflection, terror and art.

“An epic about boy scouts, a blind man running amok, and the ghosts of the Federal Republic. In this existential journey through time, Hendrik Otremba tells a multi-layered story against the darkness and exhausts all the possibilities of literature.” (Arno Frank)

Hendrik Otremba, born in 1984 in Recklinghausen, is a writer, visual artist and singer with the group Messer. He also works as a lecturer in creative writing and occasionally as a curator. As a freelance journalist, he writes sporadically about music. His paintings are published and exhibited as record covers and in various magazines. In 2017, his debut novel Über uns der Schaum (Verbrecher Verlag) was published, followed by his second novel Kachelbad’s Erbe (Hoffmann und Campe) in August 2019. With Messer, he has released five albums to date, most recently No Future Dubs in 2021. He lives in Berlin.



An event from the series “Literatur zur Zeit”. Moderation: Britta Tekotte.

Germany in the fall of 2001, between
Big Brother
and
Harald Schmidt Show
. Andreas Martin von Hohenstein, a hip pop writer of the 1990s, misses the September 11 attacks – plagued by breakup pain and writer’s block.

He gives up coke, moves from Berlin to the countryside into the house of his deceased parents and embarks on a nature-romantic trip of self-discovery. He finds fulfillment in the homoerotically charged friendship with the charismatic healer Christian. Von Hohenstein discovers the true, the beautiful and the good – and wants to renounce irony for good.

With The nature boy Josefine Rieks has succeeded in writing a merciless novel: She dissects her predecessor generation of writers with fine mockery; she feels indebted to them and yet can no longer fully trust them – a poetological game that abysmally poses the question of the right literature between pop-literary heritage and autofiction.