Simon Nabatov: »Plain«
Bei seinem letzten New York Besuch im Juni 2019 ging Simon Nabatov mit vier New Yorker Kollegen ins Aufnahmestudio. Das Titelstück »Plain« beginnt mit Chris Speeds rundem Klarinetten-Sound sehr melodisch, bevor es mit Herb Robertsons nervöser Trompete über dem intensiven Rhythmus von Bassist John Hèbert und Schlagzeuger Tom Rainey etwas freier wird. Nabatov spielt dazu perlende Tonkaskaden auf dem Klavier. Dann wird die Musik langsamer und die ordnende Hand des Komponisten Nabatov führt die Band zum Ende. »Cry From Hell« spiegelt Nabatovs Begeisterung für brasilianische Musik, aber es wäre nicht Nabatov, wenn das ohne Ecken und Kanten ablaufen würde. »Ramblin‘ On«, die einzige freie Improvisation auf der CD über einem Text von Herb Robertson, steht im Kontrast zu den übrigen strukturierteren Stücken und klingt wie ein wütender Protest. Die CD endet mit der Herbie Nichols Komposition »House Party Starting«, eine Reminiszenz an Nabatovs exzellentes Herbie Nichols-Programm vor vielen Jahren. Speed spielt ein inspiriertes Tenor-Solo, bevor Nabatov von perkussiv bis melodisch improvisiert. Selten hat Simon Nabatov seine (und Nichols’) Kompositionen und Arrangements so ausgeschrieben in den Mittelpunkt gestellt. Daraus ist ein gelungenes Album entstanden, das auch Modern Jazz-Fans gefallen sollte.
Text: Hans-Bernd Kittlaus