Franco Ambrosetti: »Long Waves«
Nachdem Franco Ambrosetti zu seinem 75. Geburtstag mit »Cheers« ein vielgepriesenes Album in unterschiedlichen All Star-Besetzungen vorgelegt hatte, folgt mit »Long Waves« eine Aufnahme vom Januar 2019, die nicht weniger »All Star« ist, aber durchgängig eine Band präsentiert. Und die hat es in sich. Gleich das erste Stück, Ambrosettis »Milonga«, bietet Ambrosetti Gelegenheit zu einem Solo im klassischen Miles Davis-Stil, John Scofield spielt bluesige Gitarre, und Bassist Scott Colley improvisiert höchst melodisch. Ambrosettis »Try Again« ist wesentlich schneller mit inspiriertem Solo von Pianist Uri Caine angetrieben vom swingenden Schlagzeugspiel von Jack DeJohnette. Zwei Songs hat Ambrosetti für seine Frau geschrieben. »Silli’s Long Wave« ist ein weiterer Swinger mit gelungener Melodielinie, die Scofield, Caine und Ambrosetti für ausgedehnte Soli nutzen. »Silli’s Waltz« zeigt Ambrosetti in Hochform mit kreativer Improvisation und insbesondere der überwältigenden Schönheit seines Flügelhorn-Klangs. Auch mit 77 zeigt sich der Trompeter physisch in beeindruckender Verfassung, wie sein Solo über »Green Dolphin Street« demonstriert. Hier haben sich fünf Weltklasse-Musiker gefunden, die ihre Sympathie füreinander musikalisch zum Ausdruck bringen.
Text: Hans-Bernd Kittlaus