Switch to english version here
ausblenden

»O que será«

O Que Sera« ist ein Lied von Chico Buarque aus dem Jahr 1976, oben in einer der ersten Aufnahmen mit Milton Nascimento.Bei diesem brasilianischen Stück besticht das Zusammenspiel der beiden Künstler, unabhängig von der großen Band, die dahintersteht.  Und ein Liebeslied von großer Zärtlichkeit, Zuneigung und gleichzeitig Freude an dieser Musik. 

Francisco Buarque de Hollanda, im Volksmund Chico Buarque  ist ein 1944 geborener brasilianischer Allround-Künstler als Singer-Songwriter, Gitarrist, Komponist, Dramatiker, Schriftsteller und Dichter. Seine Musik und Texte reflektieren oft soziale, wirtschaftliche und kulturelle Themen Brasiliens. Zeit seines Lebens hatte er sich daher mit den verschiedenen Regimes auseinanderzusetzen.

Seine Protestsingle »Apesar de Vocé« (»Trotz du« – in Anlehnung an die Militärdiktatur) wurde von den Militärzensoren übersehen und zu einer wichtigen Hymne in der demokratischen Bewegung. Nach dem Verkauf von über 100.000 Exemplaren wurde die Single schließlich zensiert und vom Markt genommen. 1974 verboten die Zensoren jeden Song, der von Chico Buarque geschrieben wurde. Er arbeitet unter Pseudonym weiter – in den 1970er und 1980er Jahren zusammen mit Filmemachern, Dramatikern und Musikern an weiteren Protestwerken gegen die Diktatur. Er schrieb später »Budapeste«, einen Roman, der auf nationaler Ebene Anerkennung erlangte und den brasilianischen Literaturpreis erhielt.

Seine Kombination aus Musik und Text legt nahe, auch den Liedtext zu veröffentlichen, hier in einer nicht autorisierten deutschen Übersetzung.

Was könnte das sein?
Nach denen sie in den Schlafzimmern seufzen?
Nach dem sie in Versen und Strophen flüstern?
Über die sie sich in der Dunkelheit der Nester einig sind?

Das in Köpfen lebt, in Mündern lebt?
Für das sie in den Gassen Kerzen anzünden?
Über die sie in den Kneipen lautstark sprechen?
Über die sie auf den Märkten schreien? Dass sie mit Sicherheit

Kann in der Natur gefunden werden, wie auch immer sie sein mag
Was keine Gewissheit hat und nie haben wird
Was keine Besserung hat und nie haben wird
Was keine Größe hat

Was könnte das sein?
Das lebt in den Ideen dieser Liebenden?
Das wird von den wahnsinnigsten Dichtern gesungen?
Das von den betrunkenen Propheten verheißen wird?

Das in den Pilgerfahrten der Verstümmelten geschieht?
Das sich in den Phantasien der Unglücklichen findet?
Das sich im Alltag der Prostituierten abspielt?
In den Plänen der Diebe, der Hilflosen

In jeder Hinsicht, sei was du willst
Was keinen Anstand hat und nie haben wird
Was keine Zensur hat und nie haben wird
Was keinen Sinn macht

Was könnte das sein?
Dass all die Warnungen nicht verhindern werden?
Denn jedes Lachen wird trotzen
Weil alle Glocken läuten werden

Denn alle Hymnen werden heiligen
Und alle Kinder werden weggeschleudert
Und alle Schicksale werden einander begegnen
Und der Ewige Vater selbst, der sich nie in die Nähe

Der Blick über diese Hölle wird sie segnen
Was keine Regel hat und nie haben wird
Was keine Scham hat und nie haben wird
Was hat kein Urteilsvermögen

Was könnte es sein, das mich quält?
Könnte es sein, dass mich das von innen heraus aufrührt?
Könnte es sein, dass es an der Oberfläche meiner Haut blüht?
Das sich auf meinem Gesicht erhebt und mich erröten lässt?

Das springt mir in die Augen und verrät mich
Und verkrampft sich in meiner Brust und lässt mich gestehen
Es gibt keine Möglichkeiten, sich zu verbergen.
Und was ist nicht richtig, dass jemand sich weigert

Und macht mich zum Bettler, lässt mich betteln
Was kein Maß hat und nie haben wird
Was keine Medizin hat und nie haben wird
Was kein Rezept hat

Was könnte das sein?
Das geschieht im Inneren der Menschen und sollte nicht geschehen?
Das untergräbt die Menschen und ist ein Makel?
Was wirkt wie ein harter Schnaps, der nicht sättigt?

Fühlt sich das an, als würde es nach der Feier wehtun?
Was die zehn Gebote niemals in Einklang bringen werden?
Und auch nicht alle Salben werden lindern
Weder alle Hexereien, noch alle Alchemie

Und weder alle Heiligen, sei es, was es wolle
Was keine Gnadenfrist hat und nie haben wird
Was keine Müdigkeit hat und nie haben wird
Was keine Grenzen hat

Was könnte es sein, das mich quält?
Könnte es sein, dass mich das von innen heraus verbrennt?
Das meinen Schlaf stört, könnte das sein?
Dass all die Beben, die kommen und mich erschüttern.

Dass mich all die unangenehmen Wärmegefühle schüren
Dass mir der ganze Schweiß auf die Nerven geht
Dass alle meine Nerven mich anflehen
Dass alle meine Organe schreien nach

Und ein schreckliches Gebrechen lässt mich betteln
Was keine Scham hat und nie haben wird
Was keine Regel hat und nie haben wird
Was hat kein Urteilsvermögen

Die Melodie wurde sehr häufig bearbeitet und genutzt, sowohl von Chico Buarque selbst wie von anderen Jazzern. Hier eine Version mit Roberto Carlos aus dem Jahr 1993:

.

Großartig gefällt mir die instrumentale Variante von und mit Brad Mehldau (und Jef Ballard, Larry Grenadier), mitgeschnitten bei einem Konzert 2005 in Toulouse (hier in der Aufnahme ab 11:13 min)

Und schließlich noch die mehr als hörenswerte Version des deutschen Trompeters Till Brönner:


Jochen Axer, Unterstützer des King Georg und über die Cologne Jazz Supporters Förderer vieler weiterer Jazz-Projekte, stellt hier jeden Sonntag einen seiner Favoriten vor.