Switch to english version here
ausblenden
Nächster livestream: Marshall Gilkes Quartett
ausblenden

»The Sidewinder«

Lee Morgan (trumpet) Joe Henderson (tenor saxophone) Barry Harris (piano) Bob Cranshaw (bass) Billy Higgins (drums) (New Jersey 1963)

The Sidewinder« ist – neben der Erkennungsmelodie »Moanin’« des Trompeters Lee Morgan (1938-1972) ein Song, der weltbekannt ist und es sogar zur Werbemelodie für Chrysler schaffte. Lee Morgan ist einer der wichtigsten Exponenten des Hard Bop. Als Trompeter mit enormer Technik und Erfindungsgabe entwickelte er seinen eigenen Stil, indem er klassische Bebop-Motive mit moderneren Rhythmen, Harmonien und Melodien verschmolz. Schon mit 18 Jahren war er prominentes Mitglied der Big Band von Dizzy Gillespie, seit 1958 dann prägendes Mitglied der Jazz Messengers von Art Blakey. Die Messengers-Besetzung mit Morgan wird allgemein zu den besten in der über dreißigjährigen Geschichte dieses stilbildenden Ensembles gerechnet, allerdings musste Morgan wegen seiner Heroinsucht 1961 die Band verlassen. 1963 kehrte er nach New York zurück und stieg für kurze Zeit wieder bei den Messengers ein. Hier gelang ihm die Einspielung von »The Sidewinder«, ein Stück, das mit dem damals populären Boogaloo-Rhythmus ganz im Trend des frühen Funk der 1960er Jahre lag. 

Das gleichnamige Album unterstreicht die Kunst des Trompeters Lee Morgan.

Lee Morgan (Trumpet, Composer) Joe Henderson (Tenor Saxophone) Barry Harris (Piano) Bob Cranshaw (Bass) Billy Higgins (Drums)

The Sidewinder 00:00 – 10:18 
Totem Pole 10:18 – 20:31
Gary’s Notebook 20:31 – 26:40
Boy, What a Night 26:40 – 34:15 
Hocus-Pocus 34:15 – 40:39

Die Leistung und vielfältigen Stücke von Lee Morgan werden durch andere Bands immer wieder geehrt. Zwei Beispiele 

The James Brown Orchestra, 1967 Paris (Pee Wee Ellis sax solo und Waymon Reed trumpet solo)
2016, at Dizzy’s  in New York –  Terrell Stafford trumpet, Tim Warfield tenor sax, Bruce Barth piano, Peter Washington bass, Billy Williams drums.

Noch ein wenig berühmter als »The Sidewinder« ist ein anderer Sound von Lee Morgan, nämlich »Moanin´«,  hier als von mir favorisierte Aufnahme aus dem Jahr 1959 mit Oscar Peterson.

https://youtu.be/8HvbNM8ZhE8

Ein auf Lee Morgan ausgerichteter Zusammenschnitt soll seine Art des Trompetenstils verdeutlichen. Dieses gekürzte Video stammt aus einem längeren Konzert, an dem Art Blakey (Schlagzeug), Wayne Shorter (Saxophon), Jymie Merritt (Bass) und Bobby Timmons (Klavier) teilnahmen. Dieses soll trotz aller anderen Heroen ein Fokus auf Lee Morgan sein. Lee Morgan war ein Verfechter der treibenden Jazz-meets-Funk-meets-Blues-Grooves, die von Blue Note in den 1960er Jahren produziert wurden. 

Den Erfolg des »Sidewinder« konnte Morgan nicht mehr wiederholen, war aber weiter aktiv und erfolgreich mit seinem zusehends abstrakteren,  modal orientierten Avantgarde-Hard Bop.  Seine privaten Drogen- und Beziehungsprobleme bekam Morgan leider nie in den Griff. Während eines Eifersuchtsdramas erschoss ihn seine Frau Helen Morgan am 19. Februar 1972 bei einem Auftritt im New Yorker Jazzclub Slug’s.

Morgans tragische Lebensgeschichte wurde im 2016 erschienenen Dokumentarfilm »I Called Him Morgan« vom schwedischen Regisseur Kasper Collin mit Hilfe von Found Footage sowie neuen Interviews nacherzählt.

Der Dokumentarfilm wurde über einen Zeitraum von sieben Jahren, 2009 – 2016, produziert und über einen Zeitraum von drei Jahren geschnitten. Unter den Teilnehmern sind Wayne Shorter, Jymie Merritt, Billy Harper, Judith Johnson, Bennie Maupin, und ist mit Sicherheit einer der großartigsten Filme nicht nur über einen Jazz-Künstler und dessen Höhen und Tiefen, sondern über den Jazz. Wer eine Chance hat, ihn zu sehen, sollte sie nutzen.



Jochen Axer, Unterstützer des King Georg und über die Cologne Jazz Supporters Förderer vieler weiterer Jazz-Projekte, stellt hier jeden Sonntag einen seiner Favoriten vor.