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»Black Codes«

Wynton Marsalis (Trompete), Walter Blanding (Saxofon), Dan Nimmer (Piano), Carlos Henriquez (Bass), Ali Jackson (Drums)

Black Codes« gehört zum Post Bop, aufgenommen 1985 in Nashville, Tennessee. Die darin enthaltene »Power« erwischte mich sofort – nach dem soundsovielten Hören mehr denn je. Mit Video kann man die Aufnahme in der Besetzung: Wynton Marsalis (Trompete); Walter Blanding (Saxofon); Dan Nimmer (Piano); Carlos Henriquez (Bass); Ali Jackson (Schlagzeug) anschauen, siehe oben.

Jazz-Familie

Wynton Marsalis ist Teil einer »Jazz-Familie«: Vater Jazzpianist Ellis Marsalis, älterer Bruder Jazz-Saxophonist Branford Marsalis, die beiden jüngeren Brüder Delfeayo (Posaune) und Jason (Schlagzeug) ebenfalls Jazz-Musiker. Joachim-Ernst Berendt schrieb: »Seit Dizzy Gillespie ist die Trompete im Jazz nicht mehr mit einer solch luziden instrumental-technischen Meisterschaft geblasen worden wie von Wynton Marsalis.«

Respektlose Kritik

Trotzdem war und ist er umstritten als jemand, der etwa Free Jazz oder Fusion, ja jede Verbindung des Jazz zum Rock rigoros ablehnte, ganz anders als sein Bruder Branford, der mit Rock und Pop verschiedene Genres ausprobierte.  Wynton wurde dafür von Vertretern der Jazz-Avantgarde heftig kritisiert bis hin zu Verurteilungen als »rassistisch« oder  »faschistisch«. Sein Einfluss war und blieb gleichwohl enorm. Und er war und ist ein herausragender Trompeter. Mit dem Stück »Black Codes« ist dies mehr als deutlich zu hören. Wuchtig, klar, strahlend. Überragend die Originalaufnahme von 1985 auf dem gleichnamigen Album. In der Besetzung mit seinem Bruder Branford (Saxofon), Kenny Kirkland (Piano) Charnett Mofett (Bass) und Jeff »Tain« Watts (Schlagzeug)

Der Titel erinnert übrigens an Gesetze des 19. Jahrhunderts, mit denen Rechte der Afroamerikaner in den US-amerikanischen Bundesstaaten, insbesondere Südstaaten, beschränkt wurden. Marsalis verstand diese Codes weitergehend als Sinnbild für jede Beschränkung von Individualität. Und damit drängt sich der Eindruck auf, dass einige der harschen Worte auf die Kritiker zurückfällt. Niemand, der eine eigene Meinung und Positionen vertritt, die nicht dem Mainstream oder der Avantgarde entsprechen, verdient eine respektlose Kritik.


Jochen Axer, Unterstützer des King Georg und über die Cologne Jazz Supporters Förderer vieler weiterer Jazz-Projekte, stellt hier jeden Sonntag einen seiner Favoriten vor.