Buddy Rich
Bei einem Schlagzeuger von einem Lieblingssong zu sprechen, hat durchaus einen anderen Inhalt als bei anderen Instrumentalkünstlern oder herausragenden Stimmen. Für mich waren immer die Schlagzeuger von großer Bedeutung – ihr Stil, ihr Swing, ihre Technik, ihre Emotion, ihr Drive, der in vielen Fällen für die jeweilige Band prägend war. Einer der ersten, die mich vom Hocker rissen und mich bis heute faszinieren, war Buddy Rich auf einer Europatournee, die ihn auch nach Köln führte – das muss etwa 1970 oder 1971 gewesen sein.
Als Buddy das Handtuch warf
Dass überhaupt eine Jazz BigBand auftrat, war eher ungewöhnlich – die Beatles und deren Stil beherrschten die Szene. Ich erlebte Buddy Rich genau so, wie er noch heute kommentiert wird: als genialen »Techniker«, als Perfektionist, der aber als Star in seiner damals jungen Band keinen Zweifel daran ließ, wer der Chef war – für mich unvergessen, wie er während des Konzerts zwischen zwei Stücken sein klatschnasses Handtuch seinem Lead-Trompeter entgegenwarf, der kaum ausweichen konnte. Joachim Ernst Berendt hat dies klug so zusammengefasst, dass »seine Bigband die spektakuläre Drum-Ästhetik ihres Leaders in wirkungsvoller Weise feierte. Die Buddy Rich Big Band produzierte Show Business im konventionellen Sinne, aber sie tat das so professionell und mitreißend, dass durchaus auch ein junges Publikum davon angezogen wurde.«
Rich war als Drummer schon als Kind ein Star und hat in seiner Karriere mit einer Vielzahl von Jazzgrößen zusammengespielt. »Duelle« mit Gene Krupa oder Max Roach sind legendär. Sein technisches und musikalisches Können, seine Allüren, sein Charisma und Showtalent machten ihn zumindest in den USA zu einem auch in den Medien sehr präsenten Musiker. Der oscarprämierte (Ton/Schnitt) Film »Whiplash« ( USA 2014, Regie: Damien Chazelle) soll sich auch an dem Perfektionismus von Rich orientiert haben.
»Concert For The Americas«
Buddy Rich starb unerwartet im April 1987 im Alter von 69 Jahren. Der enorme Respekt Buddy Rich gegenüber mag auch daran abzulesen sein, dass fast unmittelbar nach seinem Tod eine Memorial Band gegründet wurde und über Jahrzehnte erfolgreich sein Andenken bewahrte.
Ausgesucht habe ich eine Aufnahme aus dem sensationellen »Concert for the Americas« in Puerto Rico 1982, unter anderem mit Frank Sinatra – Buddy Richs »Impossible Drum Solo«, siehe oben. Und wer sich Zeit nimmt und sich den Weg von Buddy Rich insgesamt ansehen will, dem seien die beiden Dokumentationen von Don Siegel und Rob Wallis zu den Zeiträumen 1917-1970 und 1970-1987 sehr ans Herz gelegt.
Unvergessen in dem zweiten Teil wiedergegeben auch sein Auftritt in der Muppet Show (ab 38:10 min)
Sein Showtalent, aber auch sein Können spiegeln sich auch in dem Ausschnitt der Johnny Carson Tonight Show 1978.
Und seinem letzten Interview 1987:
Jochen Axer, Unterstützer des King Georg und über die Cologne Jazz Supporters Förderer vieler weiterer Jazz-Projekte, stellt hier jeden Sonntag einen seiner Favoriten vor.