»Milestones«
Milestones ist ein Wortspiel mit dem Namen von Miles Davis und seinen »Klängen«. In großem Respekt vor diesem Jazzer, der wie kein Zweiter durch seine Kreativität mehrfach ganze Stilrichtungen angestoßen und geprägt hat, heißt die Betreibergesellschaft des King Georg »Milestones«. Aber natürlich auch, weil wir einen Meilenstein für Straight Ahead Jazz in Köln setzen wollen. Jedenfalls war das Album »Milestones« ein solcher Meilenstein, genauso wie ein Jahr später und vielleicht noch stärker sein Album »Kind of Blue«. Beide stehen historisch für den modalen Jazz, der sich am ehesten als Übergang charakterisieren lässt, weg vom Bebop, noch halbwegs im Cool Jazz mit seinem Minimalismus und trotz des eher ruhigen Charakters schon auf dem Weg zum Freejazz. Mit der Verwendung sowohl konventioneller als auch modaler Tonleitern und chromatischen Passagen steht der frei improvisierende Solist im Vordergrund, die Begleitung ist oft spartanisch.
Viele kreative Entwicklungen
Miles Davis ist derjenige Jazz-Musiker, der mit seiner Kreativität eine Mehrzahl von Entwicklungen angestoßen hat. »Birth Of The Cool« 1957 als Hinwendung zum Cool Jazz, 1958 dann das Album »Milestones«, 1959 das Album »Kind of Blue«, schlicht angesehen als das Album des modalen Jazz, später dann die Kurve hin zu Rock und Fusion mit dem weltbekannten Album »Bitches Brew« 1969. Ich selbst habe Miles zum ersten Mal live 1972 gehört – und habe ihn nicht verstanden mit seinem neuen Stil, hatte ich doch eher noch seine Stücke aus der Zeit 1958 – ca. 1965 im Ohr. Viel später habe ich nachvollzogen, welche unfassbare Neuerung er damit erreicht hatte.
Film über Leben und Werk
Trotzdem: Für mich bleibt seine erste Phase dasjenige, was ich am liebsten höre. Und natürlich nehme ich hier »Milestones« als Stichwort für den Sound des King Georg. Und das Album als Beispiel für die unglaubliche Besetzung, die damals zusammenkam: John Coltrane am Tenorsaxophon, Cannonball Adderley am Altsaxophon, Red Garland am Piano, Paul Chambers am Kontrabass und Philly Joe Jones am Schlagzeug.
Aber das Stück wie das Album stehen eher als Sinnbild für diese Schaffensperiode von Miles Davis.Und deshalb gerne noch der Hinweis auf ein weiteres wohlbekanntes Stück ( und Album) aus dem Jahr 1963 : Seven Steps to Heaven.
Über Miles Davis ließe sich unendlich schreiben und nachdenken, hier geht es aber nur um meine Lieblingsstücke (so schwer mir die Auswahl fällt). Aber wer Zeit und Gelegenheit hat, sollte sich den jüngst (April 2020) auch als DVD erhältlichen Film über sein Leben anschauen, das ist lohnend.
Die Zeit schrieb: Der Dokumentarfilm »Miles Davis: Birth Of The Cool« will Werk und Leben des Jazzmusikers in knapp zwei Kinostunden erzählen. Das ist zu wenig Zeit für zu viel Stoff.
Jochen Axer, Unterstützer des King Georg und über die Cologne Jazz Supporters Förderer vieler weiterer Jazz-Projekte, stellt hier jeden Sonntag einen seiner Favoriten vor.