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Schicksalsschläge und Hits, Hits, Hits

Aus Anlass des Konzerts der Tribute to Cole Porter Band mit Klara Schwabe, Till Marschewski, Marcus Demel, Dominik Meyer und Sarah Mysegaes: Die Geschichte eines nicht immer glücklich verlaufenen Lebens voller unsterblicher Songs.

Cole Porter

Wenn am Mittwoch, 28. September Klara Schwabe, Till Marschewski, Marcus Demel, Dominik Meyer und Sarah Mysegaes den amerikanischen Songwriter Cole Porter würdigen, dann darf man sich über wunderbare, beschwingte Stücke des klassischen American Songbooks freuen. Porter nimmt aus deswegen eine herausragende Rolle ein, weil sein persönlicher Lebenslauf und die berufliche Karriere weit auseinandergehen.

Porter wurde 1891 im US-amerikanischen Peru, Indiana, in wohlhabende Verhältnisse geboren. Dort lernte er bereits mit sechs Jahren Geige, dazu kommt ab dem achten Lebensjahr noch das Klavier. Schon im Jahr 1900, pünktlich zur Jahrhundertwende und seinem neunten Geburtstag arbeitet er an den ersten eigenen Stücken.

Europa als neues Zuhause

Mit 14 geht es an eine Akademie in Massachusetts, mit 18 an die Yale University in New Haven, Connecticut, wieder vier Jahre später geht es nach Harvard. Dem Willen seiner Familie nach sollte aus ihm ein Anwalt werden, er selbst zog die Musik vor, brach das Jura-Studium ab und studierte bald Komposition. Jäh unterbrochen wird das Studium dann jedoch vom Ersten Weltkrieg: Eine folgenschwere Entscheidung bringt ihn an die französische Front. Doch anders als Gleichaltrige, auf die Verwundung oder gar Tod warteten, war für ihn Paris und sein Kulturleben, was ihn nachhaltig veränderte. Er blieb auch nach dem Kriegsende in Europa, schlug sich die Abende und Nächte um die Ohren und lernte seine spätere Frau Linda Thomas kennen.

Krücken als ständige Begleiter

Ausgesorgt hatte er nach einem ordentlichen Erbe sowieso. So blieb ihm genug Zeit, um erst in Europa und dann wiederum in den USA einen, zwei, drei, vier Füße in die Tür zu bekommen. Er schrieb fortan für Gruppen, Big Bands, Theater, Musicals. Die Freundschaft mit Irving Berlin war der Türöffner, falls es mal länger dauerte. Doch der Name Porter hatte längst selbst Glanz. Glorie sollte nicht nur bei den Performance Arts warten; der Film, der sich gerade Tonspuren erarbeitet hatte, wurde ein weiteres Spielfeld. 

Für Hollywood komponiert Porter unter anderem den unsterblichen Klassiker »Anything Goes«.

Ein Jahr nach dem Erfolg von »Anything Goes« sollte sich das Leben Porters für immer ändern – nicht zum Besseren. Nach einem fulminanten Reitunfall sind seine Beine schwer verletzt; die Ärzte wollen amputieren, Porter verweigert die Maßnahme: Er wollte das Klavierspielen nicht aufgeben. Die konservative Behandlungsmethode kostet ihn zwar nicht das Leben, doch die Kraft sollte – trotz etlicher Operationen – nie wiederkehren. Krücken und ein Rollstuhl wurden ständige Begleiter.

Ein Musical als Riesenerfolg

Noch hatte er einiges im Köcher: Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs ist die amerikanische Gesellschaft auf Hedonismus und Verwehung bedacht. Das Broadway-Musical „Kiss Me, Kate“ erobert das Land im Sturm. Musik und Text natürlich von Cole Porter.

Fünf Jahre später der nächste Schicksalsschlag: Seine Mutter stirbt 1952; keine 20 Monate später auch seine Frau Linda. Die beiden Frauen waren die großen Vertrauensfiguren seines Lebens gewesen, obwohl er gleichzeitig vergleichbar wenig Hehl aus seiner Homosexualität machte. Danach war Porter ein gebrochener Mann.

Künstlerische Fußspuren wie Krater

Die Situation um seine Beine änderte sich schlagartig, die Amputation konnte nicht mehr verhindert werden. Nach Jahren der Agonie stirbt er 1964 in Santa Monica. Sein Erbe, sein musikalisches, ist dennoch nicht mehr aus der Geschichte Amerikas zu tilgen. Seine Fußspuren tiefe Krater voller Songs, Hits, Gassenhauer. »Night and Day« und »Cheek to Cheek« sind zwei der bekanntesten Lieder des 20. Jahrhunderts. Standard-Repertoire für alle Crooner und Entertainer; für Anwärter der Juilliard School genauso wie für Frank Sinatra und Dean Martin.

Text: Lars Fleischmann, Foto: Creative Commons